Die katholische Kirche St. Bartholomäus
Die katholische Kirche St. Bartholomäus in Hrádek nad Nisou gehört zu den bedeutendsten barocken Bauwerken im Dreiländereck. Sie befindet sich unweit des Oberen Marktes. Obwohl sie abschnittsweise erbaut wurde, macht sie heute einen ganzheitlichen Eindruck. Ihre Außergewöhnlichkeit wird von einer einzigartigen malerischen und bildhauerischen Ausschmückung unterstrichen.
Das barocke Kleinod von Hrádek nad Nisou
Die Kirche St. Bartholomäus wird zum ersten Mal in einem Dokument aus dem Jahr 1288 erwähnt. Von ihrer ursprünglichen Gestalt wissen wir jedoch nichts, im Jahr 1424 wurde sie vollständig von den Hussiten zerstört. Die neue spätgotische Kirche wurde im Jahr 1466 erbaut. Später wird ihr Aussehen von einem im Jahr 1586 abgeschlossenen Renaissance-Umbau und der Fertigstellung des Turms in den Jahren 1670–73 beeinflusst.
Die derzeitige Gestalt der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche um die Querschiffe, das Presbyterium und die Sakristei erweitert. In den Jahren 1764-1766 kam dann ein über die gesamte Fläche mit Fresken bedecktes Gewölbe hinzu. Aus derselben Zeit stammt auch die barocke Ausstattung der Kirche.
Kircheninnenraum
Urheber der Fresken ist Johann Wenzel Spitzer. In den Gewölbefeldern des Hauptschiffes sind Szenen aus dem Leben des hl. Bartholomäus dargestellt. Die Fresken in den Gewölben der Seitenschiffe zeigen Motive der Flucht aus Ägypten und der Geburt Johannes‘ des Täufers.
Dominiert wird der Kircheninnenraum von dem Bild des Hauptaltars mit der Szene des Leidens des heiligen Bartholomäus, welches den gefesselten Märtyrer zeigt, dem bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen wird. Dessen Urheberschaft wird dem Jesuitenpater Ignaz Raab zugeschrieben. Das Altarbild ist im Raum aufgehängt, die Assoziation des Himmels verstärken Engelsstatuen, die das Bild tragen. Die Symbolik wird von Statuen der Apostel Petrus und Paulus und der unbefleckten Jungfrau Maria unterstrichen.
In den Seitenschiffen befinden sich schlichtere Altäre. Einer ist dem Tod des hl. Josef und der zweite der hl. Anna geweiht. Der kleinste Altar ist dem hl. Johannes Nepomuk geweiht. Reichlich verziert sind ebenfalls die Kanzel und das Taufbecken.
Auf dem Chor befinden sich Statuen der sechs Heiligen Petrus und Paulus, Anna und Ludmilla, Norbert und Adalbert.
Die Kirche kann sich einer voll funktionsfähigen Orgel rühmen. Diese stammt aus den Jahren 1714-15. Ursprünglich war sie in der Benediktinerkirche in der Prager Altstadt installiert. Nachdem diese aufgelassen worden war, wurde die Orgel im Jahr 1788 abgekauft und in der Kirche in Hrádek aufgebaut. Eine Besonderheit der Kirche ist die Turmuhr, deren eines Ziffernblatt sich im Kircheninnenraum über der Orgel befindet.
Im Kirchturm befinden sich drei Glocken. Die älteste wurde im Jahr 1575 gegossen und aus Vítkov bei Chrastava hierher umgesetzt. Im Jahr 2000 wurden die Glocken St. Bartholomäus und Jungfrau Maria im Turm installiert. Ihr Ton erfüllt dreimal täglich die Umgebung.
Die Umgebung der Kirche
Das Tor vor der Kirche wird von steinernen Statuen des hl. Josef und des Erzengels Michael bewacht, die durch J. T. Schöpfer im Jahr 1761 angeschafft wurden. Bei der Treppe vor der Kirche befinden sich die Statuen des hl. Johannes Nepomuk und des Täufers Johannes aus dem Jahr 1708. Aus einer Nische im Kirchturm schaut eine restaurierte hölzerne Statue des hl. Bartholomäus hinab.
Das Grundstück um die Kirche herum wurde bis 1868 als Friedhof genutzt. In der Mauer, die das Grundstück umgibt, sind 14 spätbarocke Kreuzwegstationen aus den Jahren 1767-1768 eingelassen. Zwischen ihnen befinden sich 12 Grabmäler aus dem 16.–19. Jahrhundert.
Links vom Kircheneingang sind unter einem Kreuz die Gebeine von 97 Bewohnern von Hrádek beigesetzt, welche bei einer archäologischen Untersuchung im Jahr 2010 aus den ursprünglichen Gräbern gehoben wurden. In der benachbarten Kirchgasse (Kostelní ulice) ist im Pflaster das Grab des Vampirs Tobias markiert, dessen Gebeine im Museum Brána Trojzemí (Tor des Dreiländerecks) auf dem Oberen Markt ausgestellt sind.
Das Gebäude des katholischen Pfarrhauses, dessen Eingang zur Straße Liberecká ausgerichtet ist, wurde im Jahr 1804 fertiggestellt.
Mit der Kirche St. Bartholomäus verbundene bedeutende Persönlichkeiten
Eine für die Kirche St. Bartholomäus bedeutende Person war der Pfarrer Joseph Tobias Schöpfer. Er war in den Jahren 1755-1768 im Pfarrsprengel tätig. Er war es auch, der sich in erheblichem Maße um die heutige Gestalt der Kirche verdient gemacht hat. Er schaffte es, für seine ambitionierten Pläne für einen Umbau der Kirche Gelder aufzutreiben. Die bedeutendsten Spender für das Bauwerk waren die Eigentümer der Herrschaft, die Adelsfamilie Clam-Gallas, die sowohl Baumaterial als auch Finanzen beisteuerte. Einen Teil der Finanzen spendete jedoch J. T. Schöpfer aus seinem Privatbesitz.
Hrádek nad Nisou und die umgebenden Orte können sich vieler berühmter Landsleute rühmen. Größere Anerkennung erlangten die Brüder Schwarz aus Dolní Sedlo. Der in Dresden wirkende Franz Schwarz spendete der Kirche die Statuen von Jesus Christus und der Jungfrau Maria. Bis heute befinden sie sich an den Seiten des Presbyteriums.
Rettung der Kirche
Es fehlte nicht viel und die Kirche St. Bartholomäus hätte das Schicksal vieler anderer nicht unterhaltener Kirchenbauten ereilt, die heute schon nicht mehr existieren. Im Jahr 1972 begann zum Glück die schrittweise Sanierung. In der ersten Phase musste das Bauwerk statisch gesichert werden. Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die Fresken vollständig restauriert. Nach und nach wurden auch die Altäre, Statuen, Gemälde, die Orgel und weitere Inneneinrichtung behandelt und konserviert. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts war bereits der Großteil der barocken Einrichtung restauriert.
Der Kirchenpatron Bartholomäus
Der heilige Bartholomäus war einer der zwölf Apostel Jesu. Die Szene des Leidens des hl. Bartholomäus, bei der dem gefesselten Märtyrer bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wird, erklärt anschaulich, warum der hl. Bartholomäus als Patron derer gilt, die mit Leder arbeiten – der Gerber, Sattler aber auch Bauern und Metzger.