Das Asyl
Die Gebäude des Asyls wurden im Jahr 1723 erbaut und haben eine recht abwechslungsreiche Geschichte. Heute steht von dem gesamten Komplex nur noch ein Gebäude (Nr. 67), in dem sich Wohnungen befinden. Von dem zweiten Objekt (Nr. 65 und 66) blieb nur ein Teil des Erdgeschosses erhalten. Das Areal wurde ursprünglich noch von einem dritten Flügel abgeschlossen, dieser wurde jedoch bereits in der Vergangenheit abgerissen.
Die Gebäude wurden auf Grundlage einer Erlaubnis der Gräfin Johanna Emerencia Gallas errichtet. Möglicherweise sollten sie als Schloss genutzt werden, jedoch wurde aus ihnen bald eine Textilmanufaktur für die Herstellung von Tuch und Baumwollstoffen. Das Asyl ist eigentlich ein technisches Denkmal, es handelt sich um eine der ältesten erhaltenen Manufakturen in Böhmen. Die Produktion erfüllte jedoch scheinbar nicht die Erwartungen, so dass im Haus Nr. 66 bereits 1767 wurde eine Wäschemangel errichtet wurde. Im Jahr 1812 entstand hier eine Töpferwerkstatt zur Herstellung von Tonflaschen für Heilwasser aus Lázně Libverda (Bad Liebwerda). Auch diese Fertigung existierte nicht lange. Es folgt ein Umbau der Häuser zu Wohnungen für herrschaftliche Beamte, der spätestens im Jahr 1850 abgeschlossen ist. Im Jahr 1896 entstand hier ein Kinderheim (Kinderasyl). Dies ist auch der Ursprung der bis heute verwendeten Bezeichnung des Areals. Das Heim diente nicht nur Waisen, sondern auch den Kindern von Fabrikarbeitern in Hrádek. Nach Entstehung der eigenständigen Tschechoslowakischen Republik wurde im Haus Nr. 67 in den Jahren 1919-1925 Schulunterricht in drei Klassen einer tschechischen Schule abgehalten. Ein Ende fand dieser erst mit dem Bau der neuen tschechischen Schule (heute Grundschule T. G. Masaryka). Nach dem Krieg kehrte der Unterricht in das Asyl zurück, das dann bis 1982 als Schulkantine und Schulhort diente. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Dachboden das Depositorium des Stadtmuseums von Hrádek untergebracht, das jedoch schon bald darauf gänzlich aufgelöst wurde. Ab 1982 war das Objekt an den staatlichen Lebensmittelhandel vermietet. Bis 1991 konnte sich hier noch eine Delikatessenherstellung halten. Es folgte eine missglückte Privatisierung, bei der die Gebäude dem neuen Eigentümer lediglich als Banksicherheit dienten und ohne Unterhaltung verkamen. Die Stadt erwarb zwar die Gebäude des Asyls am Ende des 20. Jahrhunderts zurück in ihr Eigentum, jedoch gelang es nur noch, den Nordflügel zu retten, in dem sich Wohnungen befinden. Der Westflügel wurde nach Einsturz des Dachs im Jahr 2006 bis auf die Erdgeschossebene abgerissen.
Beide Objekte des Asyls waren einstöckig und unterkellert. Die Mansarddächer besaßen jeweils fünf Dachgauben (beim Umbau zu Wohnungen wurde deren Zahl auf 10 jeder Längsseite vergrößert und es kamen zwei Gauben zur Straße hin dazu). Im Haus Nr. 67 wurde bei der Rekonstruktion ein Steinportal in der Fassade erhalten, welches an den ursprünglichen Eingang erinnert. An der Wand entlang der Straße erinnert ein steinernes Wappen der Familie Gallas an die ursprünglichen Eigentümer.
Der Ort, an dem sich das Asyl befand, wäre dank seiner Lage für den Bau einer Befestigungsanlage geeignet. Es ist daher möglich, dass hier einst die gesuchte Burg (tschechisch: Hrad) oder der herrschaftliche Hof stand, wonach Hrádek seinen Namen trägt. Jedoch gibt es bisher keine Beweise für solch eine Behauptung in Gestalt von archäologischen Funden.
Bei archäologischen Grabungen in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden hier Überreste (Keller) eines älteren Bauwerks gefunden. Bei Aushubarbeiten für eine Telefonleitung westlich vom Areal wurden Ende des 20. Jahrhunderts bei einer oberflächigen Sammlung Scherben aus der Renaissancezeit geborgen. Eine gründlichere archäologische Untersuchung erfolgte damals jedoch nicht.