Haus Nr. 71 (Multifunktionszentrum Brána Trojzemí)
Das Haus Nr. 71 am Obermarkt (Horní náměstí) ist leicht zu erkennen. Es besitzt als einziges ein Fachwerkgeschoss. In dem Haus, das früher unter anderem als Laden und im Obergeschoss Wohnzwecken diente, befinden sich heute Informationszentrum, Museum, Galerie und in einem modernen Anbau ein Mehrzwecksaal mit Kino.
Das Erdgeschoss wurde im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines älteren, wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Hauses errichtet. Der wahrscheinlich erste Besitzer war 1689 Christoph Schwertner, der das neu errichtete Haus von der Obrigkeit gekauft haben soll.
Etwa 100 Jahre später wurde das Haus um ein Fachwerkgeschoss aufgestockt und auch der heutige Dachstuhl errichtet. Die hölzernen Bauteile wurden dendrochronologisch auf die Jahre 1878 - 1888 datiert.
Der wahrscheinlich älteste Teil des Hauses ist der Keller. Bei der Rekonstruktion im Jahr 2010 wurde ein Brotbackofen entdeckt, der jedoch dem Umbau geschuldet entfernt wurde. Erhalten geblieben sind dagegen zwei übereinander liegende schwarze Küchen – eine im Erdgeschoss und eine im ersten Stock. Die Diele des Obergeschosses wurde so rekonstruiert, dass Besucher mehrere Wandkonstruktionen betrachten können. Außer Fachwerkwänden sind Wände aus gebrannten und ungebrannten Ziegeln und Steinwände in der schwarzen Küche erhalten. Zeuge eines verbesserten Wohnkomforts sind Wand- und Deckendurchbrüche einer direkten und indirekten Beheizung des Hauses.
Das Haus wurde in jüngster Vergangenheit in zwei Etappen rekonstruiert. Zuerst war in den Jahren 2002 bis 2005 wie Reparatur des Dachs an der Reihe. Damals wurde auch die Fachwerkkonstruktion des Obergeschosses freigelegt, die – obwohl auf historischen Fotografien nicht als Sichtfachwerk dokumentiert – als für die Region typische Bauweise nicht wieder überputzt wurde.
Von 2009 bis 2010 erfolgt dann die gründliche Rekonstruktion des Hauses selbst. In dem Zuge erfolgte auch die Umnutzung als Multifunktionszentrum. Dem Neubau des Kinos ging eine archäologische Erkundung im Hof des Hauses voran. Interessantester Fund waren die Reste eines hölzernen Gebäudes, das dendrochronologisch auf die Zeit von 1219 bis 1235 datiert wurde. Im Hof des entstehenden Museums wurden also Zeugen aus der Anfangszeit der Stadt gefunden. Zeugen aus dem Leben späterer Jahrhunderte waren mehrere Grubenhäuser und ein etwas jüngerer Zuber mit Kalk aus dem 16. Jahrhundert.
Zum Haus Nr. 71 gehört heute auch das rechts von ihm stehende Gebäude. Dieses ist weitaus jünger und wurde erst in den 1920er Jahren errichtet. Im Erdgeschoss birgt es einen Zeitungsladen und im Obergeschoss die Galerie des Multifunktionszentrums. Vor seiner Errichtung war an dieser Stelle eine Baulücke. Das Haus Nr. 71 hatte auf dieser Seite 8 Fenster. Die Nischen dieser Fenster sind bis heute in den Räumen des Informationszentrums erkennbar. Dieses Haus ist ebenso wie der älteste Teil des Hauses unterkellert. Hier befinden sich heute die Toiletten des Kinos. Im Fußboden des Kellers ist unter einer Glasplatte ein Brunnen erhalten, der dem auf dem Marktplatz ähnlich ist.