Haus Nr. 109 (Hostinec U jelena – Gasthof zum Hirschen)
Das Haus steht an der Nordwestecke des Obermarkts an der Zittauer Straße (Žitavská ulice). Bei ihm handelt es sich um einen typischen Vertreter des spätbarocken Stadthauses von der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts. Obwohl mehrmals umgebaut, hat es seinen Denkmalwert bis in die heutige Zeit erhalten. In der Vergangenheit war es Gasthof und Hotel. Wahrscheinlich ist es sogar als Ausspannwirtschaft gebaut worden, wovon die breite Einfahrt zeugt.
Das Haus mit L-förmigem Grundriss hat ein Satteldach, das zur Zittauer Straße hin einen Krüppelwalm besitzt. Das Dach besitzt vier Gaupen (ursprünglich drei). Die Fassade wird nur von Fenstereinfassungen und einem Sims zwischen den Geschossen gliedert. Am interessantesten ist der Eingang der einstigen Hausdurchfahrt. Er wird von einem Stuckportal mit zwei Pilastern mit ionischen Kapitellen eingerahmt. Der Sims über der Durchfahrt ist gezahnt, wie auch der entsprechende Teils des Simses am Dach.
Am Standort des Gasthauses, das einst „Zum braunen Hirschen“ hieß, befand sich wahrscheinlich schon viel früher ein hölzerner Gasthof, der 1625 abgebrannt sein soll. Ein weiterer Großbrand ereignete sich 1828, bei dem außer dem Haus Nr. 109 weitere 10 Häuser in der Umgebung zerstört wurden. Schäden erlitt der Gasthof auch im Mai 1945 bei Bombardierungen.
Bei der Instandsetzung des Gasthofs nach dem Brand von 1828 wurden 14 Tongefäße gefunden, die man damals als Urnen identifizierte. Zwei davon brachte man damals nach Prag ins Museum. Doch im Nationalmuseum ist heute keine Spur mehr von diesen auszumachen. Die sich damals verbreitenden Erwägungen über eine frühzeitliche Begräbnisstätte lassen sich somit nicht eindeutig bestätigen. Den Ergebnissen der archäologischen Erkundungen auf dem Obermarkt in den Jahren 2009 bis 2010 zufolge, hat sich aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eine solche Begräbnisstätte hier befunden. Vor dem Gasthof zum Hirschen wurden außerdem einige Tongefäße mit roter Bemalung gefunden, die allesamt auf den Zeitraum 15. bis 16. Jahrhundert datiert wurden.