Haus Nr. 73 (Rathaus)
Das heutige Rathaus von Hrádek nad Nisou (Grottau) steht an der Ostseite des Obermarktes, wo der Markt in die Kostelní ulice (Kirchstraße) und Husova ulice (Huss-Straße) angrenzt. Den Zwecken der Stadtverwaltung dient das Gebäude erst seit 1922. Ursprünglich handelte es sich um ein herrschaftliches Haus, das man zum Teil auch für die Verwaltung der Stadt nutzte. Das Rathaus hat einen L-förmigen Grundriss, zwei Etagen und ein Mansarddach. Die Hauptfront wird heute von 5 „falschen“ Laubenbögen gegliedert.
Errichtet wurde das Haus nach 1697, nachdem man ein hier stehendes hölzernes Haus auf Kosten von Graf Joseph von Trauttmannsdorff abgerissen hatte. 1787 wurde das Haus nach Plänen von Johann Joseph Kuntze im Stil des Klassizismus umgebaut. Bei einem weiteren Umbau 1840 wurde der Laubengang verschlossen. 1830 veränderte das Rathaus sein Aussehen erneut: es wurde unter anderem eine Hausecke abgetragen, um die Straße zu verbreitern, die den wachsenden Verkehr nicht mehr bewältigte. Ersetzt wurde die fehlende Ecke durch einen Erker. Die Renovierung des Rathauses erfolgte durch den Grottauer Baumeister Hugo Grasbon nach einem Projekt der Zittauer Architekten Loewe und Wuntig. Das heutige Aussehen des Gebäudes ist vor allem durch die umfangreiche Rekonstruktion von 1983 bis 1985 bedingt, die ein Brand erforderlich gemacht hatte, bei dem das Rathaus völlig zerstört wurde. Der klassizistische Charakter und der Baukörper wurden jedoch zum Glück beibehalten.
Nach dem Umbau im 18. Jahrhundert verkaufte der Grundherr Christian Philip Graf Clam-Gallas das Herrenhaus an Marianne Appelt, die es später ihrem Gatten vererbte. 1808 kaufte der Graf das Haus jedoch wieder zurück. Seitdem diente es der Stadtverwaltung. 1869 erhält das Haus der Grafensteiner Verwalter Johann Seidemann des Haus in Würdigung für seine guten Dienste. Für die Zwecke der Stadtverwaltung wurde deshalb das Haus Nr. 44 am Untermarkt angekauft. Die Stadt erwarb das Haus von Seidemanns Nachfahren im Jahr 1911. Im Jahr 1922 wurden dann hier Amtsstuben eingerichtet. In zwei Räumen rechts vom Eingang befand sich ab 1929 auch ein Museum. Ab 1931 beherbergte das Rathaus auch die etwa 3800 Bände umfassende Stadtbibliothek. Nach dem Zweiten Weltkrieg befand sich auch eine Filiale der Sparkasse im Haus.
Schicksalhaft war für das Rathaus die Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1982, als das Gebäude einem Großbrand zum Opfer fiel. Trotz aller Anstrengungen vieler, die ihr eigenes Leben einsetzten um Gebäude und Werte zu retten, blieben vom Rathaus nur rauchgeschwärzte Mauern übrig. Aus dem einstigen Dach ragten nur noch Schornsteine heraus. Es war das gesamte Obergeschoss und ein Teil des Erdgeschosses ausgebrannt. Die Feuerwehr hatte Schwierigkeiten, ein Übergreifen des Brandes auf die Nachbargebäude zu verhindern. Es verbrannten viele Dokumente; vor allem das Archiv des Bauamts. Deshalb sind heute auch viele Informationen über die Geschichte der Stadt nur schwer nachprüfbar. Man kann trotzdem von Glück sagen, dass damals entschieden wurde, das Rathaus im ursprünglichen Stil wieder aufzubauen. Es wäre sicher einfacher gewesen, ein der damaligen Zeit entsprechendes neues Rathaus zu errichten.