Grössel-Kapelle
Die Grössel-Kapelle, oder auch Grössel-Kreuz genannt, ist ein besonders wertvolles Denkmal vom Ende des Frühbarocks, und zwar nicht nur für die Stadt Hrádek nad Nisou (Grottau). Eine ähnliche, zierlichere und kleinere Kapelle steht in Kryštofovo Údolí (Christophsgrund). Die Grössel-Kapelle war in den letzten Jahren den Blicken der Öffentlichkeit verborgen; sie stand auf einem Privatgrundstück hinter einer Reihe hoher Thujen. Im Jahr 2017 wurde sie auf ein städtisches Grundstück an der Kreuzung Nádražní ulice / Žitavská ulice umgesetzt und restauriert, damit nichts von ihrem historischen Wert verloren geht.
Das Denkmal gehört zur Kategorie der Nischenkapellen. Ihre Hauptbestandteile sind aus behauenem Sandstein gefertigt. Ansonsten ist die Kapelle aus Bruchstein und Ziegeln gemauert und vor allem an den Seiten und auf der Rückseite verputzt. Verputzt ist auch die halbkreisförmige Nische mit hölzernem Kreuz.
Eingerahmt wird die Nische von zwei reich profilierten Säulen. Die Säulen stehen auf Quadern mit pyramidenförmigem Bossenwerk. Über dem ebenfalls reich verzierten Gesims befindet sich ein halbkreisförmiges Pediment. An seinem höchsten Punkt ist ein Pinienzapfen angeordnet, zu seinen beiden Seiten jeweils Kugeln auf Sockeln. Besonders interessant ist das am Sockel zwischen dem Bossenwerk erhaltene Inschriftenfeld. Eine Steinplatte trägt eine Inschrift über die Entstehung der Kapelle: „SCHAU AN, O MENSCH! HIER HANGET VOR DEM SICH ALLES REGET / UND HAT DOCH KEINEN ORT, WO ER SEIN HAUPT HIENLEGET / DIR DAS LEBEN ZU ERWERBEN, MUS ICH HIER AM CREUTZE / STERBEN, ZU EHREN DEM BITTER LEIDEN UND STERBEN UNSERES HERREN JESU CHRISTI HAT DER EHRENGESCHÄTZTE HERR CHRISTOF GRÖSSEL BURGER UND UHRMANN IM STADTL GROTTAU SAMT SEINER EHEWIRTIN ELIESABETHA DIE KAPELLE AUFERBAUEN LASSEN IM JAHRE XTI (1697) DEN 21. NOVEMBER.“
Einst war in der halbkreisförmigen Nische noch die Inschrift „Auf Dich Herr habe ich vertraut, mein Schicksal ist in deinen Händen. Ps. 30, 15.16.“ erkennbar. Vermutlich war die Kapelle ursprünglich polychrom ausgeführt. Da es aber nicht gelang, die Farbigkeit zu bestimmen, ist sie heute weiß verputzt.
Interessant ist, dass auch der Grabstein von Christoph Kreschel und seiner Frau Anna Elisabeth bis heute in der Friedhofsmauer gegenüber der Rückseite der St. Bartholomäuskirche erhalten geblieben ist.
Die Grössel-Kapelle ist zusammen mit dem Fischereigrenzstein (1565) das älteste Kleindenkmal der Stadt. Errichten ließen die Eheleute Grössel die Kapelle an der heutigen Zittauer Straße (Žitavská ulice). Damals stand sie an einem Weg zwischen den letzten Scheunen des Ortes.
Im Jahr 2015 bot der Grundstücksbesitzer die Kapelle schließlich der Stadt Hrádek nad Nisou als Geschenk an, wenn diese einen neuen Standort erhält. Dieser liegt nur etwa 100 m in Richtung Stadtzentrum. Zusammen mit dem restaurierten Umgebindehaus „Koník“ entstand dort ein Ensemble aus zwei geschützten Baudenkmälern.