Kaiser-Franz-Josef-Denkmal
Denkmäler für Kaiser Franz Josef I. gab es zu Zeiten von Österreich- Ungarn in Böhmen und Mähren hunderte. Viele von ihnen entstanden anlässlich verschiedener Jubiläen. Nach der Gründung der Tschechoslowakei mussten sie jedoch meist verschwinden, weshalb sie heute recht selten sind. Eine dieser Ausnahmen, obwohl es sich hier um ein neues Denkmal handelt, befindet sich in Hrádek nad Nisou (Grottau). Interessanter als das Denkmal selbst ist jedoch seine Geschichte, die belegt, von welchen Umbrüchen das letzte Jahrhundert gezeichnet war.
Das Denkmal steht im Stadtpark an der Straße Generála Svobody. Es handelt sich um einen riesigen Sandsteinblock, in den zum Zeitpunkt seiner Aufstellung eine Tafel mit der Aufschrift „Gedenkstein – Kaiser-Jubiläums-Eiche – 1848 - 1908“ eingelassen war.
Im Jahr 1908 feierte die k. u. k. Monarchie das 60. Jubiläum der Regentschaft von Kaiser Franz Josef I. Auf der damaligen Schützenwiese, dem heutigen Stadtpark, veranstaltete man wie auch in vielen anderen Städten und Dörfern ein großes Fest, bei dem hinter dem neuen Denkmal ein junges Bäumchen gepflanzt wurde. Aus diesem ist inzwischen eine mächtige Eiche geworden, die alle Umbrüche der Geschichte überdauert hat.
Alle an die verhasste Kaisermonarchie erinnernden Symbole wurden jedoch im Sinne der Verordnungen nach der Gründung der Tschechoslowakei entfernt. Für den Gedenkstein selbst ersann man 1918 eine neue Bedeutung. Man widmete ihn nun dem deutschen Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. Auf diese Weise überdauerte er den Zweiten Weltkrieg.
Die darauf folgende Veränderung ist zu verständlich. Am 5. Juli 1946 brachte man an dem Denkmal eine neue Marmortafel mit dem Symbol des tschechischen Turnverbands Sokol und der Aufschrift an: „In Gedenken an in Auschwitz ermordeten Vorsitzenden, Oberlehrer und Kämpfer für Nation und Sokol Josef Jireš. Sokol-Einheit Hrádek n. Nisou“. Josef Jireš war in der Zwischenkriegszeit in Hrádek nad Nisou und dem benachbarten Ort Chotyně (Ketten) aktiv. Nach dem Krieg fiel der Turnverband Sokol jedoch in Ungnade und wurde schließlich 1956 von der kommunistischen Regierung aufgelöst. So musste schon kurz nach dem Weltkrieg auch die Gedenktafel für den tschechischen Patrioten wieder entfernt werden.
Den Sandsteinblock ließ man jedoch im Park stehen. Nach dem Jahr 2000 begann sich die Stadt bei der Erneuerung von Kleindenkmälern zu engagieren und so wird seitdem pro Jahr mindestens ein Denkmal instand gesetzt. Im Jahr 2009 kam auch das Denkmal im Stadtpark an die Reihe. Die Wahl fiel dabei auf Kaiser Franz Josef I. Eine kleine Tafel beschreibt kurz die Geschichte des Denkmals. Das Portrait des Kaisers schuf Ing.-Arch. Miloslav Heřmánek.