Kapelle und Kreuz in Uhelná
Wer nach Uhelná (Kohlige) kommt, findet sich in einer etwas anderen Welt wieder. Dieser Ortsteil von Hrádek besteht nur aus etwas mehr als 20 Häusern. Wegen der Sandförderung in der nahen Sandgrube ist der Ort heute nur noch von einer Seite aus über die Straße erreichbar. Radfahrer und Wanderer können den Ort noch über einen auf der Staatsgrenze verlaufenden Waldweg erreichen. Geborgen in einer Lindenallee steht an der einzigen Straße des Ortes die 1867 errichtete malerische Kapelle der Hilfreichen Jungfrau Maria. Es fehlte nicht viel, dass von der Kapelle nur noch Fotografien als Erinnerung erhalten bleiben.
Die Idee zu ihrer Errichtung wurde im Winter 1861/62 im örtlichen Wirtshaus geboren. Eigentlich hatten die Einwohner von Uhelná den Bau eines Spritzenhauses besprechen wollen. Man besaß nämlich eine Feuerlöschspritze, die unpassend in einem Holzschuppen untergebracht war. Außerdem hatte man bereits im Jahr 1849 eine Glocke angeschafft, die in den Ästen einer mächtigen Linde vor dem Haus Nr. 4 aufgehangen worden war. Auch der Platz der Glocke wurde als unpassend erachtet, da sie bei einem Sturm sogar schon einmal von der Linde heruntergefallen war. Den Bau eines Spritzenhauses behinderte jedoch Geldmangel. An besagtem Abend, als im Wirtshaus wieder einmal über den Bau eines Spritzenhauses mit Türmchen für eine Glocke debattiert wurde, entstand der Gedanke, an der Westseite des Turms auch eine Nische für einen Altar oder zumindest ein Kreuz vorzusehen. Der anwesende Wenzel Wagenknecht meinte dazu: „Nun, da bauen wir doch lieber gleich eine ordentliche Kapelle!“ Die Idee fand allgemeine Zustimmung und so legten die Einwohner von Kohlige für den Bau zusammen. Aber auch der damalige Grundherr Graf Clam-Gallas steuerte Finanzen bei.
Die Kapelle und ihre Ausstattung überdauerten beide Weltkriege. Zu Beginn der 1990er Jahre besaß sie noch ein Dach und im Inneren einen Chor mit Altar, wenn auch in bemitleidenswertem Zustand. Nach dem Verkauf an eine Privatperson im Jahr 1996 verkam die Kapelle wegen fehlender Unterhaltung. Nach weiteren 12 Jahren kaufte die Stadt Hrádek nad Nisou die Kapelle zurück. Seitdem gab es mehrere Versuche Gelder für die Rettung der Kapelle zu beschaffen. Gekrönt wurden diese Bemühungen schließlich 2016, als es gelang, die Finanzierung der Rekonstruktion im Rahmen des Projekts „Gedächtnis in der Landschaft des Dreiländerecks“ aus EU-Mitteln zu sichern.
Die Rettung kam buchstäblich in letzter Minute, als von der Kapelle nur noch die Einfassungsmauern und ein Deckenbalken übrig waren. Die Rekonstruktion wurde im Juli 2017 in Angriff genommen und konnte noch im Dezember des gleichen Jahres fast abgeschlossen werden. Dabei stützte man sich auf zeitgenössische Fotografien, um den Charakter der Kapelle in ihrer ursprünglichen Gestalt und mit authentischem oder möglichst authentischem Materialien weitgehend getreu zu erhalten.
Nur ein Stück entfernt steht rechts der Straße ein Wegkreuz. Die Seiten des Sockels tragen nicht mehr zu entschlüsselnde Inschriften. Nur die Jahreszahl 1806 ist klar erkennbar. Der Sockel trägt ein gusseisernes Kreuz mit dem Gekreuzigten. Es ist eines der Wenigen in der Gegend von Hrádek, das die Zerstörung der Kleindenkmale überdauert hat. Bei dem Kreuz ist nicht bekannt, von wem es aufgestellt wurde und was der Grund für seine Errichtung war.