Stadtrundgang durch Hrádek nad Nisou
Das Stadtzentrum von Hrádek ist seit 2005 städtische Denkmalschutzzone. In den Jahren 2009 und 2010 erfuhr es eine umfassende Revitalisierung. Für den aufmerksamen Besucher bietet die Stadt einiges, ohne dass man dabei viel laufen muss. Wir beginnen am Oberen Markt (Horní náměstí).
In den Jahren 2009 - 2010 wurde hier eine archäologische Erkundung durchgeführt, deren Ergebnisse direkt vor Ort zu besichtigen sind. Man kann die Beispiele alter Straßenpflasterungen entdecken, die tief unter der Oberfläche des Markts verborgen waren und ihren Platz nun hier in neuer Form gefunden haben. Auch ein mindestens 400 Jahre alter Brunnen ist durch eine Glasplatte hindurch zu sehen. Im Jahr 2017 kehrte die Replik der Pestsäule mit der Statuengruppe der heiligen Anna Selbdritt auf den Markt zurück. Die ursprüngliche Säule war von den Grottauer Bürgern 1714 errichtet worden und nach 1945 verschwunden. Einziger Rest der alten Säule war ein Sandsteinfundament, das im Straßenpflaster unterging. Neu auf dem Markt sind die Fontaine und die in das Pflaster integrierte Sonnenuhr. D en Schatten, der die Uhrzeit anzeigt, muss allerdings der Besucher selbst werfen. Dazu muss man sich an einem sonnigen Tag nur auf dem Zeitstrahl auf das richtige Datum stellen. In der Kirchgasse (Kostelní ulice), die an der oberen Ecke des Markts abzweigt, ist im Straßenpflaster das Grab des Vampirs Tobias markiert. Seine Überreste sind im Keller des Museums ausgestellt.
Ein barocker Schatz, den man meist zumindest durch die offenen Türen betrachten kann, ist die katholische St. Bartholomäuskirche (kostel sv. Bartoloměje) mit dem alten Friedhof. Weitaus jünger, nämlich vom Beginn des 20. Jahrhunderts, ist die im neugotischen Stil errichtete Friedenskirche (Chrám Pokoje). Heute nutzt sie Tschechoslowakische Hussitische Kirche.
Besonderen Denkmalschutz genießen am Markt noch die ehemaligen Weinstuben im Haus Nr. 86 (in der Nähe des Markts, eigentlich bereits in der Zittauer Straße/Žitavská ulice), die Häuser Nr. 85, 110 und 109 (ursprünglich „Gasthaus zum Hirschen“) sowie die Häuser Nr. 123 und 124 (heute Restaurant „Camelot“, einst „Gasthof zum grünen Baum“ oder „Zum Grünen Kranz“).Besichtigen kann man natürlich auch das ehemalige Herrenhaus, das heutige Rathaus, und das Fachwerkhaus Nr. 71, in dem sich heute Informationszentrum, Museum und Kino befinden.
Vom Markt aus gehen wir über die Zittauer Straße (Žitavská ulice) in Richtung Grenzübergang. Unsere nächste Station ist an der Kreuzung der Bahnhofstraße (Nádražní ulice). Hier wurde in den Jahren 2015 bis 2018 das als „Koník“ bekannte Umgebindehaus Nr. 215 von Grund auf rekonstruiert. Es ist Zeuge einer Zeit, in der Umgebindehäuser mit Fachwerkgeschoss nicht nur in Hrádek nad Nisou zum üblichen Baustil gehörten. Bis heute sind auf dem Gebiet der Stadt jedoch nur noch wenige dieser Häuser erhalten geblieben. Dem 1812 errichteten Haus Nr. 215 wurde das Aussehen des 19. Jahrhunderts zurückgegeben. Auf dem Platz vor dem Umgebindehaus hat die Grössel-Kapelle einen neuen Platz gefunden. Die 1697 errichtete barocke Nischenkapelle wurde 2017 von einem Privatgrundstück hierher umgesetzt, weil sie dort den Blicken der Öffentlichkeit verborgen war.
Wir setzen unseren Rundgang über die Zittauer Straße fort. Gegenüber dem letzten Haus steht rechts der Straße die Statue des heiligen Josef. Nach einem weiteren Kilometer kann man zum Erholungsgebiet Kristýna-See abbiegen oder zum Dreiländerpunkt und zu den dort zugänglich gemachten Feuchtgebieten weiterlaufen.
Wenn wir von der Grössel-Kapelle anstatt zum Kristýna-See rechts und an der nächsten Kreuzung links in die Husova ulice abbiegen, gelangen wir zur Statue des heiligen Laurentius.
Sie steht nur wenige Meter hinter der Eisenbahnbrücke. Sie ist eine der schönsten Statuen von Hrádek. Von der Laurentius-Statue folgen wir der Stará-Straße, biegen an ihrem Ende nach rechts ab, gehen über den Bahnübergang und halten uns hinter diesem leicht links. Wir erreichen nun das sogenannte Asyl. Eines der Gebäude ist heute nur noch eine Ruine. Das andere gelang es zu retten und zu Wohnungen umzubauen. Errichtet wurden die Gebäude 1723, sie beherbergten unter anderem eine der ersten Textilmanufakturen Böhmens. Vom Asyl kehren wir ganz einfach zum Oberen Markt zurück.
Wer Lust hat, noch ein Stück zu laufen, kann durch den Stadtpark zur Straße des 1. Mai (ulice 1. máje) gehen. Im Park ist ein heute in Tschechien seltenes Denkmal für Kaiser Franz Josef I. oder eine Wetterstation mit funktionstüchtigen Instrumenten zu sehen, die die aktuelle Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit anzeigen. Von der Straße des 1. Mai gelangen wir zur Václavská ulice. Interessantestes Gebäude hier ist die denkmalgeschützte Villa Schubert. Ihre grundlegende Rekonstruktion wird für 2018/19 vorbereitet. Errichten ließ sie 1924 der Eigentümer der benachbarten Spinnerei und Zwirnerei. Nur ein Stück weiter steht auf der anderen Straßenseite das Stompfe-Kreuz. Die Václavská ulice bringt uns wieder zum Oberen Markt zurück, wo wir uns auf einer der Bänke unter Zierkirschen ausruhen können.
Wer bei dem Rundgang gern einen Stadtplan dabei haben möchte, kann gern im Informationszentrum vorbeikommen. Es ist jeden Tag geöffnet.